Forschungsmethoden

Jeder Familiengeschichtsforscher beginnt einmal ganz vorne, zum Beispiel mit Fragen an die eigenen Verwandten, an Eltern und Großeltern, Onkel und Tanten. In den meisten Familien ist heute ein Familienbuch beziehungsweise Familienstammbuch vorhanden. Die Großeltern, sofern sie noch leben, erinnern sich an ihre eigenen Eltern und Großeltern, wie sie hießen, wo sie wohnten, ihren Beruf und ihr Leben. Sind die eigenen Eltern und Großeltern schon gestorben, können wichtige Hinweise und Details oft unwiederbringlich verloren sein. Vielleicht erinnert sich noch eine ältere Verwandte. Sie ist auch oft die letzte, die noch weiß, wer auf den alten Familienfotos abgebildet ist. Solche Fotos und andere Belege beziehungsweise Dokumente sowie die vom Familiengeschichtsforscher selbst verfassten Biographien beziehungsweise Lebensbilder der Großeltern und Urgroßeltern oder anderer Verwandten sind der Grundstock für eine spätere Familienchronik.

Inzwischen ist längst das Interesse erwacht, auch etwas über weiter zurückliegende Generationen zu erfahren. Allerdings sind in den wenigsten Familien bereits umfangreichere Unterlagen, zum Beispiel ein alter Ahnenpass, vorhanden. - Bei der Erforschung seiner Ahnen arbeitet der Familiengeschichtsforscher von Generation zu Generation zeitlich rückwärtsschreitend. Ist beispielsweise aus der Heiratsurkunde der Urgroßeltern von 1892 bekannt, dass die Eltern der Urgroßmutter Agnes Leichsenring, Karl Heinz Leichsenring, Bauer in Reinsdorf bei Zwickau und Christine Wilhelmine geborene Heinze hießen, so findet sich der Geburtseintrag der Urgroßmutter unter den Taufen dieses Paares, zum Beispiel im Taufbuch von Reinsdorf am 18. Oktober 1864, dann die Heirat ihrer Eltern am 26. November 1857. Im Traubuch sind in den meisten Fällen die jeweiligen Väter von Braut und Bräutigam angegeben. Nun wieder zuerst nach der Taufe, dann nach der Heirat und so weiter gesucht. - Dieses generationsweise Rückwärtsschreiten in der Zeit stößt jedoch bald auf Schwierigkeiten. Ein Bräutigam könnte beispielsweise aus einem anderen Ort stammen, seine Taufe also nicht in Reinsdorf zu finden sein. Es wird deshalb notwendig, im Totenbuch nach dem Sterbeeintrag zu suchen. Dort ist meist eine Altersangabe zu finden, aus der sich das Geburtsjahr errechnen lässt. Dieses wird vor allem benötigt, um aus mehreren Personen mit oft ähnlichem oder gleichem Namen den richtigen Vorfahren herauszufinden. War er mehrfach verheiratet, ist zusätzlich durch Vergleich mit den Sterbedaten der Stiefmutter die Mutter zu ermitteln. - Von einem bestimmten Punkt an ist Familiengeschichtsforschung ein Hobby, das eine besondere Neigung und leidenschaftliche Arbeit erfordert. Dringt der Familiengeschichtsforscher mit seinen Ermittlungen bis in die Zeit des 17. und 16. Jahrhunderts vor, dann treten immer neue und schwierige Probleme auf, und der Tote Punkt der Forschung wird immer häufiger erreicht. Mit der Verdoppelung der Zahl der Vorfahren in jeder Generation weitet sich das Bild von einer persönlichen Ahnenliste zur Heimatgeschichte, Sozialgeschichte und Bevölkerungsgeschichte ganzer Gemeinden, in denen sich besonders viele Vorfahren konzentrierten.

Nicht jede Eintragung im Kirchenbuch oder Gerichtshandelsbuch braucht wörtlich abgeschrieben oder abgebildet werden. Jeder Familiengeschichtsforscher muss aber lernen, sich alle wesentlichen Angaben zu notieren. - Es empfiehlt sich nicht, einen Ahnenschlauch zu legen. Das ist eine einseitig (zumeist nur in männlicher Folge) geführte, sehr weit zurückreichende Linie. Jeder Forscher sollte eher bestrebt sein, in allen Linien gleichmäßig voranzukommen und sich allmählich Kenntnisse der Quellen und Schreibschriften anzueignen, also zu versuchen, die der Gegenwart zeitlich nächsten Lücken zu schließen.

Je weiter die Forschung voranschreitet, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit der Ahnengemeinschaft mit anderen Genealogen, die sich in der Ahnenstammkartei des deutschen Volkes feststellen lässt.